Version: Wed Apr 17 19:06:55 CEST 2019
Die naturnahe Gestaltung von Liegenschaften und Firmengelände mit wirtschaftlichem und sozialem Hintergrund ist ein pragmatischer Ansatz zur Entwicklung von biologischer Vielfalt und hat zugleich positive Wirkungen auf das Arbeitsumfeld. Erreicht wird dies durch ökologische Gestaltungsvarianten zur Förderung von Bodenleben, Pflanzen und Tieren. Wo dies mit dem Betriebsablauf vereinbar ist, können zusätzliche Elemente eingebracht werden, die eine hohe Aufenthaltsqualität mit positiven Wirkungen auf das Wohlbefinden der Beschäftigten haben. Begleitet wird die naturnahe Gestaltung durch das Einführen von abgestimmter, differenzierter und extensiverer Pflege. Auf diese Weise werden die Firmengelände mit Hilfe der natürlichen Dynamik „intelligent gesteuert“. Standortvielfalt clever umgesetzt kann von betriebswirtschaftlichem Nutzen und ein Mehrwert für Mensch und Natur sein.
Das EU LIFE Projekt BooGI-BOP – „Boosting Urban Green Infrastructure through Biodiversity Oriented Design of Business Premises“ hilft die Grüne Infrastruktur im urbanen Lebens- und Arbeitsbereich durch naturnahe Gestaltung von Firmengeländen zu stärken. Biodiversität bezeichnet die Vielfalt und die Dynamik der Lebensformen, deren Wechselwirkungen und die Vielfalt der Lebensräume als solche. Biologische Vielfalt und eine nachhaltige Nutzung von Lebensräumen gelten auch als wichtige Grundlagen für das Wohlergehen und die Widerstandsfähigkeit der Menschen. Wie alle Lebensformen brauchen auch sie ihren artspezifischen sozialen Raum. Das Projekt bezieht die gesundheits-präventiven Gesichtspunkte mit ein und verbindet ökonomische, ökologische und soziale Belange.
Die Möglichkeiten dieser Art der Gestaltung sind vielfältig und reichen von der Ansaat artenreicher Blühwiesen, der Anbringung von Nisthilfen für die Vogelwelt bis hin zu naturnahen Wasserrückhaltebecken, der Entsiegelung von Asphalt- oder Betonflächen und der Einbeziehung von Wegen und Plätzen, die eine Einladung zur Naturerfahrung für Beschäftigte in Erholungsphasen bietet. Die Vorteile einer naturnahen Gestaltung kommen nicht nur der heimischen Tier- und Pflanzenwelt zu Gute, naturnahe Gestaltungsvarianten erhöhen auch die Funktionalität. Beispielsweise bieten naturnah gestaltete Versickerungsflächen eine verbesserte Sickerleistung und Gründächer reduzieren den Kühlbedarf im Sommer und verbessern das Mikroklima vor Ort. Grünflächen, auf denen standortgerechte Pflanzengesellschaften eingebracht wurden, erholen sich schneller von Wetterextremen. Der Verzicht auf Chemikalien wird durch ein angepasstes Pflegemanagement ausgeglichen. Sowohl praktische Erfahrungen als auch wissenschaftliche Belege zeigen, dass die Wirkung von Grün nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Bindung und Identifikation der Beschäftigten an ihr Unternehmen verbessern können.
Mit „Grüner Infrastruktur“ wird ein Netz vielfältiger und situationsgerechter Freiflächen bezeichnet, die so angelegt und entwickelt werden, dass sie eine große Bandbreite von Ökosystemangeboten bereitstellen. Ähnlich wie im Fall „grauer Infrastruktur“, bei der ein Parkplatz, der nicht ans Straßennetz angeschlossen ist, wenig Nutzen hat, ist bei „Grüner Infrastruktur“ der Nutzen von Grünflächen durch „geschickte Anbindung“ höher. So kann durch gezielte Maßnahmen auf dem Firmengelände die ökologische Qualität der umgebenden Flächen oft erhöht werden. Bietet beispielsweise die Nachbarfläche zwar Nahrung für Wildbienen, aber keine Nistmöglichkeit, ist es besonders sinnvoll, eine Nistmöglichkeit auf dem Firmengelände zu schaffen. Am Ende profitieren alle: Die Wildbienen haben eine attraktive Nistmöglichkeit mit nahe liegender Nahrungsquelle, die Beschäftigten freuen sich über die sympathischen und fleißigen Tiere. Das Unternehmen leistet so einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt und erhöht insgesamt die Attraktivität des Firmengeländes und seines Profils. Es ist ein einfaches Beispiel, wie sich Biodiversitätsstrategie und Nachhaltigkeitskonzepte mit der Gesundheitsförderung verbinden können.
Das Projekt LIFE BooGI-BOP baut auf den Erfahrungen vieler Jahre auf: Im Rahmen verschiedener Projekte haben die Projektpartner über 150 Unternehmen beraten und durch Know-how und Vermittlung von Experten für naturnahe Gestaltung unterstützt. Die Erfahrungen sind sehr positiv. Im nächsten Schritt wollen Bodensee-Stiftung als Leadpartner, Global Nature Fund, Institut für lebensbezogene Architektur, Polytechnische Universität Madrid, Ecoacsa als Beratungsbüro aus Spanien, Ekopolis als Naturschutzorganisation aus der Slowakei und die Landesregierung Vorarlberg die Idee der naturnahen und bedürfnisgerechten Gestaltung von Firmengeländen weiterentwickeln und in Europa verbreiten.
Das Projekt wird gefördert vom LIFE Programm der EU
Telefon: 0049 (0)7732 99 95 441
sven.schulz@bodensee-stiftung.org
Telefon: 0049 (0) 7732 9995 89
schaefer@globalnature.org
Telefon: 0049 (0) 9973 80 11 83
robl@zeitlandschaften.de
http://biodiversity-premises.eu
http://www.naturnahefirmengelaende.de